Harmonischer Abschluss der Lehrzeit: Für viele Junggesellen (im Bild: Tischler) der krönende Abschluss – die Freisprechung im Haus des Handwerks.

Bad Kreuznach. Die Freisprechungsfeier bei der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück im Haus des Handwerks war eine gelungene Kombination mit offizieller Ehrung der Junggesellen, lockerer Moderation und gemütlich musikalischem Ausklang. So gab es viele positive Stimmen zum neuen Format, denn für die frischgebackenen Fachkräfte, Eltern und Familienangehörige, Prüfungsausschussmitglieder, Fachlehrer, Obermeister und zahlreiche Ehrengäste kam im Foyer im Haus des Handwerks keine Langeweile auf.

Moderator Thorsten Subat vom Antenne-Team Bad Kreuznach stellte sich der Handwerkerfamilie als lockerer aber gut informierter „Mundwerker“ vor. Er holte nach und nach die Vertreter von 14 Innungen auf die kleine Bühne. Dort hatten zuvor der Vorsitzende Kreishandwerksmeister Alfred Wenz, Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin, HWK-Geschäftsführer Bernd Hammes und Gundula Sutter (Leiterin der Agentur für Arbeit) an die jungen Fachkräfte appelliert, selbstbewusst, neugierig und stolz ihren Berufsweg zu gehen. Sie sollten stets auch Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen. Alfred Wenz betonte, dass noch nie die Zukunftschancen im Handwerk so gut gewesen seien wie heute. Von 159 Lehrlingen in 14 Berufen hätten 132 die Prüfung bestanden, was immerhin einer Bestehensquote von fast 83 Prozent entspricht. HWK-Geschäftsführer Bernd Hammes hieß die Fachleute willkommen in der großen HWK-Familie mit 22.000 Betrieben. Er lud alle ein, die Möglichkeiten der Weiterbildung und der Förderung zu nutzen. Wer über 87 Punkte in der Prüfung erreichte, der habe Anspruch auf 8.200 Euro Zuschuss, informierte er. Auch von der Agentur für Arbeit gebe es aus dem Topf der Beschäftigtenqualfizierung noch etwas dazu, merkte Gundula Sutter an. Sie verwies auf viele offene Stellen im Handwerk und warb bei der Handwerkerfamilie darum, Unentschlossene für dieses konkrete Berufsfeld zu begeistern. Da wisse man abends stets, was man tagsüber geleistet habe.

In ihrer Festrede betonte Julia Klöckner auch aus ihrer Erfahrung als Winzertochter, das handwerkliche Qualifikation eine Menge wert sei und auch künftig gebraucht werde. Handwerker müssten keine Sorge haben, dass ihr Berufsbild durch künstliche Intelligenz ersetzt werde. „Wir sind alle da wegen Ihnen,“ sagte sie und blickte in die Reihe der zahlreichen Ehrengäste – unter ihnen Ehrenobermeister Jürgen Günster, Oberbürgermeister Emanuel Letz, Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser, Zweite Vorsitzende der Unternehmerfrauen Iris Leisenheimer, dem früheren IHK-Vizepräsidenten Roland Bott und Vizepräsident Matthias Ess, Vertreter der Kreisverwaltungen, der Berufsschulen, Parteien, Jobcenter und Sponsoren (Sparkasse Rhein-Nahe, Beinbrech, EON). Klöckner wünscht sich von den jungen Fachleuten, dass sie ihre Arbeit stets so angehen, als würden sie es für sich selbst tun. Sie stellte die Forderung an ihre politischen Freunde und Konkurrenten in den Raum, für eine Gleichstellung von beruflicher und schulisch-akademischer Bildung zu sorgen. Da gebe es noch viel Luft nach oben, gab sie zu. Tenor: Studenten werden aktuell intensiver gefördert als der Fachkräftenachwuchs.

Bei der anschließenden Übergabe der Urkunden an die stolzen Absolventen wurden deutlich, dass es große Unterschiede gibt in der persönlichen Bewertung dieses erreichen Lebensabschnitts. Während einige Gewerke eher spärlich vertreten waren, trumpfen die Frisöre gut gekleidet groß auf, bildeten mit den Tischlern die größte Gruppe auf der Bühne. Nach der Urkundenübergabe, die von einigen Obermeistern und Moderator Subat mit Kurzinterviews der Prüfungsbesten angereichert wurde, ging man im Hof des Handwerkerzentrums zum fetzigen Musikmix des Antenne-Teams zum gemütlichen Ausklang über. Dass es dabei etwas nieselte, konnte die gute Stimmung nicht trüben. Die Freisprechungsfeier nach den coronabedingt nur kleinen Feiern der vergangenen Jahre war jedenfalls ein Highlight im Kalender.