Bild: Bei der Prüfung im Haus des Handwerks hatten die angehenden SHK-Gesellen einen Kesseltausch auszuführen und die nötigen Leitungen zu verlegen. Kreishandwerksmeister Simon Henkel (rechts) zeigt sich zufrieden mit den Leistungen von Max Gundlach (Hargesheim, Ausbildungsbetrieb Enitec). Foto: Armin Seibert / KHS RNH

SHK-Azubis mit „Kesseltausch“ bei praktischer Prüfung – Innungsobermeister Henkel empfiehlt Kunden bei Energie-Disput: Ruhig bleiben

Bad Kreuznach. Für ein Dutzend Prüflinge beginnt nach erfolgreicher handwerklicher Ausbildungszeit im Fachbereich Sanitär, Heizung und Klima (SHK) endgültig der „Ernst des Lebens“. Die jungen Leute stellten sich in einer zweitätigen praktischen Prüfung an Montagewänden in der Bauhalle im Haus des Handwerks einem klassischen Kundenauftrag: „Kesseltausch“ lautete die Aufgabe. Dafür gab die Prüfungskommission um Kreishandwerksmeister Simon Henkel den angehenden Gesellen insgesamt zehn Stunden Zeit. Von Planung, Materialzusammenstellung, praktischer Ausführung mit Schrauben, Löten, Verpressen bis hin zur Dichtigkeitsprüfung per Druckschlauch muss in der vorgegebenen Zeit alles fertig sein. „Es ist ein sehr kleiner Jahrgang, aber sie sind durchweg schnell und sie schaffen das,“ zeigte sich Henkel zufrieden mit den Leistungen. Wer es schafft, wird in seinem Ausbildungsbetrieb als Geselle übernommen. Das ist seit einigen Jahren üblich.  „Jetzt fängt für sie das richtige Berufsleben an, denn jetzt wird Verantwortung übernommen,“ weiß Henkel um die Bedeutung der Gesellenprüfung als wichtigem Meilenstein.

Die Betätigungspalette im Gewerbe ist enorm, denn in Sachen Energieversorgung gab es und gibt es in rascher Abfolge immer neue Gesetzesvorschläge und Änderungen, Förderversprechen für Investoren und Häuslebauer, aber auch Streichungen und leere Fördertöpfe. Der Innungsobermeister und Betriebsinhaber bleibt dabei bei seiner Einschätzung und seinem Rat, wenn von politischen Energiedebatten aufgeschreckte Kunden prompte und schnelle Zukunftslösungen reklamieren: Ruhig bleiben! Abwarten. Vieles von dem, was vor Jahresfrist noch als Pflicht angemahnt worden sei, habe man längst gecancelt. So ist das für Januar 2025 angesagte kategorische Verbot neuer Ölheizungen vom Tisch. Diese dürfen weiterhin ersetzt werden. Als nächstes Datum steht 2029 im Terminkalender, dann müssen/sollen 15 Prozent der Heizenergie aus regenerativen Quellen stammen. „Wärmepumpen gehen im Altbestand nicht überall, deshalb braucht es längere Übergangszeiten,“ sagt Henkel. Dass klassisches Heizen wegen der CO2-Steuer teurer wird, ist klar. All das steigert den Beratungsaufwand durch die SHK-Betriebe. Die Beratungspflicht wurde hochgeschraubt. Man versuche das durch gründliche überregionale Verbandsarbeit abzufangen und in Schulungen an die Betriebe weiterzugeben. 150 Seiten dicke Vorschriften-Kataloge gelte es für Betriebe und Kundschaft gleichermaßen erklärbar zu machen.

Aktuell haben SHK-Betriebe viel zu tun und genug Arbeit. Auch in vier, fünf Jahren? „Wir werden auch dann noch Arbeit haben,“ sagt Henkel mit einigem Optimismus. Doch ein großes Stück vom Kuchen in Sachen Heizenergie für Wohnungen und Häuser dürften Nahwärmenetze dem Handwerk abknapsen. Bis 2028 sollen Kommunen Konzepte liefern. In etlichen Gemeinden etwa im Hunsrück gibt es zentrale Wärmelieferungen ab Bordsteinkante in die Häuser, die dann Heizung im Haus und Schornsteinfeger einsparen. Henkel sieht die Entwicklung skeptisch. Zum einen setze man sich als Wärmekunde einem Monopol aus, dessen Preispolitik man sich ausliefere. Zum anderen bezweifelt er den energetischen Vorteil. Selbst beste Dämmung sorge bei längeren Leitungen für hohe Wärmeverluste. Vorne mit 70 Grad Wassertemperatur rein, hinten mit 50 raus, das sei die Regel. Hauseigene Wärmepumpen, die mit zentral gelieferter Sole gespeist würden, sieht er als bessere Alternative. In Boppard gibt es so ein Verfahren. Die Kommune liefert die zentral geförderte Kalt-Sole, an die Wärmepumpen in Häusern individuell angeschlossen werden.

Wie auch immer: Es bleibt spannend. Für die frischgebackenen Gesellen wie für die Innungsbetriebe. Die SHK-Fachleute verdienen in der Regel recht gut, sagt Henkel. Das sollen sie auch. Denn die Perspektiven, die ihnen in der Industrie geboten werden, sind finanziell mitunter noch attraktiver. Das verlange von den Handwerksbetrieben ein allmähliches Umdenken in Sachen Wochenarbeitszeit, sagt der Kreishandwerksmeister. Wenn Großindustrie und Gewerkschaften von Vier-Tage-Modellen sprechen, sollten sich Handwerker nicht generell dagegen sträuben.  Natürlich tue man sich im Handwerk mit flexiblen Arbeitszeiten schwer. Man müsse tagsüber bei der Kundschaft antreten und könne nicht auf Homeoffice setzen. Dennoch sollte man über Arbeitszeitmodelle sprechen, um Bindung zum Unternehmen und Familiengestaltung zu ermöglichen. Effizientere Arbeit steigere sicher auch die Motivation. Effizienz ist sicher auch durch gute Zusammenarbeit mit anderen Gewerken möglich.

Rund zwei Drittel ihres Energiebedarfs benötigen private Haushalte, um Räume zu heizen. Das heißt: Von Innen- und Außendämmung, von Heizungen bis Wärmepumpen und Solaranlagen sind weiterhin die Handwerker vor Ort vom Maler bis zum Dachdecker, vom Elektriker bis zum Heizungsbauer als Fachteam gefragt. Und Nachwuchs ist weiterhin knapp.

Zurück zur kleinen SHK-Prüfungsgruppe. Gewöhnlich waren es stets rund 30 bis 35 Jung-Gesellen pro Jahrgang, jetzt nur 12. Da spielte wohl Corona mit, sagt der Kreishandwerksmeister. Denn als die Azubi-Gruppe startete, war die Pandemie gerade ausgebrochen. Betriebe hielten sich mit Ausbildungsplätzen zurück, es gab keine Ausbildungsmessen. Es kam unter anderem die Frage auf: Wo sind die Jugendlichen eigentlich? Etliche schienen von der Bildfläche verschwunden. Genaue Zahlen konnten auch die Schulen nicht liefern. Und wie geht es weiter? Henkel setzt auf Ausbildung und Weiterbildung, damit das SHK-Handwerk wie alle anderen Gewerke eine gute Zukunft in der Region haben.