Bild: Armin Seibert

Landesverbandstag und Forum Metallhandwerk am 15. und 16. März im Kreuznacher Fürstenhof – Gespräch mit Innungsobermeister Reinhold Lorenz

Bad Kreuznach. Hochinteressante Themen, die sowohl den Fachverband Metall betreffen als auch für jeden anderen Handwerksbetrieb wichtige Weichenstellungen ermöglichen, stehen beim Landesverbandstag am 15. und 16. März im Sympathie-Hotel Fürstenhof in Bad Kreuznach auf der Tagesordnung.

Wir sprachen mit Innungsobermeister Reinhold Lorenz über die Veranstaltung und aktuelle Themen wie moderne Nachwuchsgewinnung oder nachhaltige und lohnende Hilfestellungen im Dschungel der reichhaltigen Förderprogramme. Reinhold Lorenz betont dabei die Bedeutung des großen Innungs-Netzwerks von der lokalen bis zur Bundesebene. Als langjähriger Teilnehmer der Landesverbandstage bewarb er sich 2023 in Trier erfolgreich für die Ausrichtung in der Badestadt und konnte zusammen mit dem Landesverband namhafte Referenten für die Vortragsveranstaltung am Freitag gewinnen. So wird unter anderem Referent Frank Butz über „Fördermittel für Betrieb und Innung mit Hilfe von Profis“ berichten. Der Geschäftsführer des Bildungswerks Metall, Diether Hils, macht ein Angebot in Sachen moderne Nachwuchsgewinnung und Raphael Stenzhorn gibt Ratschläge, wie man als Unternehmer Freiräume für sich schaffen kann und nie mehr Sklave der eigenen Firma sein muss.

Das alles sind nicht nur schöne Worte, weiß Lorenz (67), der auf eine inzwischen 25-jährige Innungs-Vorstandsarbeit zurückblickt. Er hat gelernt, wie schwer es ist, Kollegen für neue Themen zu begeistern. Er weiß aber aus eigener Erfahrung im eigenen Betrieb, dass es sich oft lohnt, auf Experten zu hören, Netzwerke zu pflegen und Angebote wahrzunehmen. So setzt er auf externe Berater in Sachen Förderprogramme, die erst dann Geld kosten, wenn die Fördermittel tatsächlich fließen. Rund 10 verschiedene Fördertöpfe habe er zusammen mit seinem Sohn und Metallbaumeister Sven, der seit 2019 Geschäftsführer der GmbH ist, mit dem Experten erörtert. Man dürfe nicht nur auf die Politik schimpfen, sagt Lorenz und verweist auf zurückliegende erfolgreich geförderte Investitionen im eigenen Betrieb wie Wärmepumpe, E-Auto oder Solarzellen. Auch die neue gerade im Innenausbau befindliche Halle sei mit Energieförderprogrammen bezuschusst worden.

Ein Thema, das alle Handwerker betrifft, ist die Nachwuchsförderung und Gewinnung. Hier hat sich das Unternehmen Lorenz gleich bei der Zulassung für die digitale Berichtsheftführung entschieden und auch die Arbeitssicherheitsunterweisung in Anspruch genommen. Die Berichtsheftführung per Handy-App sei für die Azubis doch viel leichter, denn schreiben wollen alle nicht gern, zumal nicht leserlich, schmunzelt Lorenz dazu. Er kann nicht nachvollziehen, dass Kollegen diese einfache Umstellung nicht nachvollziehen. Gelernt hat Lorenz zunächst nicht Metall-, sondern Maschinenbau. Als Maschinenbaumeister war er dann in leitender Position bei den Bad Kreuznacher Michelin-Werken, machte sich nach 24 Jahren Michelin selbstständig im Metallbau und betreut seither als wichtiges Standbein des Betriebs mit Industrieservice unter anderem Anlagen und Förderbänder des benachbarten Reifenwerks. Die fast 30köpfige Belegschaft der Lorenz-GmbH agiert in Spezialteams, die die unterschiedlichen Bereiche des Unternehmens abdecken. Lorenz setzt auf qualifizierte Mitarbeiter, denen man Extras wie 30 Tage Urlaub, teilweise Firmenfahrzeuge oder Firmenkreditkarten bietet, um sie langfristig ans Unternehmen zu binden.

Bei der Nachwuchsgewinnung setzt Lorenz zwar nach wie vor auf Ausbildungsmessen der Schulen und der Arbeitsagentur. Aber verstärkt kommen seit drei Jahren Studienabbrecher als Metall-Azubis in Frage. Sie verfügen zum einen über die nötigen Eingangsqualifikationen, die Schüler mit Berufsreife kaum noch erfüllen können. Zum anderen sei ein Trend erkennbar, dass die jungen Leute und ihre Eltern die Perspektiven eines zweiten Bildungsweges mit Ausbildung, Meisterschaft und guten Verdienstmöglichkeiten erkennen – gegenüber dem oft in die Sackgasse führenden theoretischen Studium. Nach wie vor wichtig ist es für Lorenz, dass die Azubis in der Firma ein Praktikum gemacht haben, gut betreut werden und ihr eigenes Werkstück mit nach Hause nehmen können. Seit Jahren habe man im Unternehmen, das seit 26 Jahren regelmäßig Metaller ausbildet, keine Nachwuchssorgen. Sorgen macht Lorenz aktuell nur das doch rückläufige Interesse vor allem junger Betriebsleiter an der Innungsarbeit. Er habe viele Versuche gemacht, das zu intensivieren. Man habe Großbetriebe wie Bosch besucht, zu interessanten Veranstaltungen eingeladen.

Gerade in den vergangenen Tagen wurde die geplante Innungsversammlung mangels Anmeldungen abgesagt. Dabei ging es um so interessante Themen wie „Grüner Stahl“ und ein Austausch mit Uwe Ernst vom Landesinnungsverband war geplant. Umso wichtiger sei es nun, dass die Resonanz beim Landesverbandstag groß ist. Immerhin liegen schon über 70 Anmeldungen vor. Oberbürgermeister Emanuel Letz wird die Veranstaltung am Freitag, 14. März, 12.45 Uhr eröffnen. Abends geht es beim gemeinsamen Abendessen unter anderem um erfolgreiches Netzwerken. Als Alternativprogramm gibt es für Begleitpersonen einen Stadtrundgang mit mobiler Weinprobe und die Möglichkeit, die Crucenia-Thermen zu besuchen.

Am Samstag im Forum „Metallhandwerk als Zukunftsgestalter“ hält Buchautor René Petry einen Impulsvortrag über Künstliche Intelligenz. Eine Podiumsdiskussion mit Landesinnungsmeisterin Ingrid Seibert-Heß, Autor René Petry, Unternehmerverbandsvorsitzendem Johannes Lauter, Handwerkskammerpräsident Kurt Krautscheid und Landesverbandsvorsitzendem der Kreishandwerkerschaften, Gerd Benzmüller, beschließt die Veranstaltung. Auch Willi Seiger, Präsident des Bundesverbands Metall, wird im Fürstenhof mit dabei sein.