Bild: Ich bin dabei! Damit signalisierten die Teilnehmer des Metall-Landesverbandstag in Bad Kreuznach ihren Willen zur Zusammenarbeit. Dabei waren unter anderem die Obermeister Reinhold Lorenz (links) und Gerhard Schneider (2. Von rechts) und Bundesverbandspräsident Willi Seiger (3. Von links). (Armin Seibert / KHS)
Gemeinsamkeit macht stark
Bad Kreuznach. Der Landesverbandstag 2024 des rheinland-pfälzischen Fachverbands Metall im Fürstenhof-Hotel und im Haus des Gastes in Bad Kreuznach war ein voller Erfolg. „Die Teilnehmer waren von der Themenwahl, der Stadt und dem Tagungsort mit Rahmenprogramm begeistert,“ sagt Innungsobermeister Reinold Lorenz (Bad Kreuznach). Er hatte die zweitägige Veranstaltung zusammen mit seinem Obermeisterkollegen Gerhard Schneider (Rhein-Hunsrück) und Landesgeschäftsführer Uwe Ernst organisiert und die Themen ausgewählt. „Wer als Teilnehmer die Angebote ausgenutzt hat, kann künftig leicht ein paar Tausend Euro einsparen,“ zieht Lorenz ein positives Fazit der Wirtschaftlichkeit eines solchen zeitintensiven Wochenend-Seminars. Fast wichtiger sei aber der Austausch, das Netzwerken, die übergreifende Zusammenarbeit aller Handwerker und Mittelständler. Das pflegte man beim gemeinsamen Abendessen.
Besonders deutlich wurde das nötige Teamwork in der abschließenden Podiumsdiskussion mit Landesinnungsmeisterin Ingrid-Seibert-Heß, Informatiker, Dozent und Buchautor René Petry (der über künstliche Intelligenz einen Impulsvortrag gehalten hatte) und mit Unternehmerverbandsvorsitzendem Johannes Lauer, Handwerkskammer-Präsident Kurt Krautscheid sowie Kreishandwerkerschaft-Landesverbands-Chef Gerd Benzmüller. In die Gesprächsrunde schaltete sich überdies Willi Seiger, Präsident des Bundesverbands Metall, mit ein. Klare Botschaft aus der prominenten Runde, die vor wenigen Tagen noch mit Wirtschaftsminister Habeck und Finanzminister Lindner auf Augenhöhe verhandelte: „Wir müssen reden!“ Protestaktionen wie die der Bauern seien langfristig wohl weniger erfolgversprechend. Darin waren sich die auf Bundes- und Landesebene agierenden Metall-Fachleute einig. Gleichwohl will man nicht nachlassen, die „Wirtschaftsmacht von nebenan“, wie sich die rund 35000 Metallbetriebe bundesweit mit 65 Milliarden Euro Jahresumsatz gerne bezeichnen, stets ins rechte Licht zu rücken. „Wir brauchen uns vor der Industrie nicht zu verstecken,“ sagt auch Innungsobermeister Reinhold Lorenz selbstbewusst dazu. Seit acht Jahren ist er Obermeister im Kreis Bad Kreuznach, will in zwei Jahren abtreten und strebt die Fusion mit der Metall-Innung Rhein-Hunsrück mit dann 60 Innungsbetrieben an. Motto: Gemeinsam sind wir stärker. Diese Gemeinsamkeit hatte er sich vom heimischen Metallhandwerk gewünscht. Nur wenige Betriebe nahmen teil.
Die Metall-Fachthemen fehlten zwar durchaus bewusst. Doch wer sich beispielsweise in die Thematik der künstlichen Intelligenz vorwagt, wird es kaum bereuen. Darüber war man sich bei der Tagung einig. Im Impulsvortrag setzte Rene Petry etliche Ausrufezeichen, brachte praktische Beispiele für direkte KI-Nutzung für Handwerksunternehmen. Auch Reinhold Lorenz setzt das Programm im Betrieb ein. Als „Quatsch mit Soße“ bezeichnete Referent Petry die Befürchtung, KI mache viele arbeitslos. Nein, es rechne sich, KI erleichtere vieles. Das wurde in der Podiumsdiskussion bestätigt. Kammerpräsident Krautscheid verweis in dem Zusammenhang auf das umfassende Beratungsangebot des Koblenzer Digitalzentrums. Vor- und Nachteile der KI-Programme wurde zwar in der Debatte hinterfragt, doch scheint klar: „Der KI-Zug hat keine Bremse!“ Fake-News und spitzfindige zahlungsunwillige Kundschaft könnten Betrieben das Leben schwer machen, doch am Ende lohne sich KI für alle. Das sagt auch Gerd Benzmüller, Vorsitzender des Landesverbands der Kreishandwerkerschaften. „Tut es Euch an,“ sagte er und nannte ein Beispiel. „30 Seiten Gutachten für den Kreistag fasste das ChatGPT-Programm auf einer halben Seite zusammen. Da war ich besser informiert als die meisten.“
In der Podiumsdiskussion ging es auch um Europa. Ein klares „Ja“ gab es aus der Runde. Bis ins kleinste Unternehmen seien Themen wie das Lieferkettengesetz spürbar. „Da müssen wir frühzeitig da sein und unsere Parlamentarier bearbeiten und nichts versäumen,“ betont Kurt Krautscheid. Zum Metaller-Aufruf an die Bundesregierung „Zeit zu machen“, neben der bundesweiten Aktion „Lets play metal“ war die Marschrichtung klar: Nur gemeinsam könne man es schaffen. Landesinnungsmeisterin Seibert-Heß wünscht sich mehr Unterstützung der Basis. Aber die Verbände haben die Zeichen der Zeit erkannt. Der Fachverband Metall Rheinland-Pfalz mit 19 Innungen und über 600 Betrieben wurde vor 2 Jahren Mitglied im Unternehmerverband Handwerk Rheinland-Pfalz.
Auch im Land setzt man auf Geschlossenheit. Joannes Lauer als Vorsitzender des Landes-Unternehmerverbands Handwerk lobte die Metaller: „Ich war 2022 erstaunt, was die alles machen. Der Beitritt war wertvoll. Ein toller Laden. Ihr könnt stolz sein.“
Der nächste Metaller-Landesverband wird 2025 an der Ahr stattfinden.