Bild: Armin Seibert / KHS

Spendenaktion der Bäckerinnung für Flutgeschädigte an der Ahr – 25000 Euro in Spendenbüchsen – Wenz hatte auch die Flutbrot-Idee, die zwei Millionen Euro einbrachte

Ahrweiler/Bad Kreuznach. Kleingeld kann sehr schwer wiegen und Großes bewirken. Das wurde bei der Hilfsaktion der Bäckerinnung Rhein-Nahe-Hunsrück für die von der Flugkatastrophe 2021 an der Ahr in mehrfacher Hinsicht deutlich. Bäcker-Innungsobermeister und vorsitzender Kreishandwerksmeister Alfred Wenz (Bundenbach, Kreis Birkenfeld) übergab zusammen mit Gerhard Schlau, dem langjährigen Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück, 25.000 Euro, die größtenteils als „Kleingeld“ gesammelt worden waren. Das Geld ging bewusst nicht an Institutionen oder in einen „großen Topf“, sondern man wollte gezielt jenen helfen, die noch Jahre nach der Flut ganz dringend Unterstützung brauchen. Wenz und Schlau dankten in dem Zusammenhang Kreishandwerksmeister Frank Wershofen für die Mithilfe. Wershofen begrüßte die gut zwei Dutzend Teilnehmer, berichtete von vielen kleinen Lichtblicken und gelungener Aufbauarbeit, aber auch noch massiven noch nicht behobenen Schäden und viel Finanzbedarf.

In einer kleinen Feier gab es herzliche Dankesworte für das unerwartete und doch so notwendige „Weihnachtsgeld“ wie es einer Spendenempfänger in herzlichen Worten ausdrückte. Man sei tief berührt und überwältigt, dass Menschen, die die Flutopfer an der Ahr doch gar nicht kennen, hier so großherzig geholfen haben. „Nehmen Sie einen ganz lieben Dank von uns allen hier mit an die Nahe,“ sagt er abschließend. In persönlichen Gesprächen mit den Spendenempfängern wurde klar, dass das Geld wirklich ganz dringend benötigt wird. Da gab es teils auch Tränen der Dankbarkeit.

Helfen, wenn es Not tut – das ist für die Bäcker um Alfred Wenz kein Novum. Er hatte sich schon bei der Hochwasserkatastrophe im heimischen Fischbachtal eingesetzt. Die Ahr-Flutkatastrophe sprengte aber alle Dimensionen, und so kurbelte der Bäckermeister aus Bundenbach schon drei Tage nach der Flut erste Hilfsaktionen mit an. „Wir backen ein Flutbrot,“ entwickelte er die Idee einer auch noch schmackhaften Soforthilfe. Das „Flutbrot“ wurde umgesetzt und brachte rund zwei Millionen Euro ein, mit denen hochwassergeschädigte Bäckereien unterstützt wurden. Wenz ist im Vorstand des Verbands des Rheinischen Bäckerhandwerks (Düsseldorf) im Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit aktiv. Nicht lange reden, einfach machen! Das ist sein Credo, und das war auch der Startschuss für die „Kleingeld-Sammelaktion“ in den drei Landkreisen der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück – Bad Kreuznach, Rhein-Hunsrück und Birkenfeld.

Schon eine Woche nach der Flut ging es los. Verschließbare Spendendosen kosten teils über zehn Euro. Die 200 benötigten 850-Milliliter-Dosen für die Ahr-Flutofer kosteten fast nichts. Einer spendete die Dosen, ein Metzgermeister sorgte für den Verschluss mit Ringpull, Banderolen wurden aufgeklebt, und für den Geldschlitz sorgte Wenz selbst. Als gelernter Werkzeugmacher schlug er die Schlitze mit einem Stechbeitel eigenhändig ins Blech. Als man die Münzen in eine große Kiste leerte, konnte man sie zu viert nicht anheben. Es waren natürlich auch Scheine dabei, unter anderem ein 50-Mark-Schein. So etwas hatten die Sparkassen-Azubis, die den Zählautomaten heißlaufen ließen, auch noch nicht gesehen.

Als Bäckermeister Alfred Wenz diese Details der Sammelaktion in Ahrweiler aufs Tapet brachte, gab es viel Anerkennung und wohlwollendes Lächeln. Große Anerkennung sprach auch der Präsident der Handwerkskammer Koblenz, Kurt Krautscheid, seinem Handwerksmeisterkollegen Alfred Wenz aus. Es sei ihm ein großes Anliegen, bei dieser Spendenübergabe dabei zu sein, sagte Krautscheid. Bei Hilfsaktionen – auch durch die Handwerkskammer Koblenz in der Ahr-Akademie – und Spendenaktionen für die Ahr, unter anderem durch Kreishandwerksmeister Wershofen und seine SHK-Kollegen, war Kurt Krautscheid des Öfteren von Neustadt/Wied über den Rhein an die Ahr gekommen. Da sei klar gewesen, dass auch die Wied, ähnlich groß wie die Ahr, von so einer Katastrophe betroffen sein könnte. Einige Freunde von ihm an der Ahr hatten hier viel verloren. Der Dachdeckermeister hat nicht erst seit den Hochwasser-Katastrophen einen Blick für Wetterkarten, er sagte: „Was Ihr an Pech hattet, das hatten wir an Glück.“

Bei der Spendenübergabe dabei waren auch Geschäftsführer Alexander Zeitler von der Kreishandwerkerschaft Ahrweiler und Geschäftsführer Henning Funke (Düsseldorf) vom Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks, der sich mit dem Innungsverband Westflane-Lippe zum Bäckerinnungsverband West zusammengeschlossen hat und beim Start zum Jahresbeginn der bundesweit größte Verband sein wird. Auch hier gilt: Viel Kleingeld wird zu großen Summen.

Dass Bäckermeister Alfred Wenz nicht vor großen Namen zurückschreckt, hat er oft bewiesen. Seit vielen Jahren backt er die traditionellen Neujahrsbrezel für die rheinland-pfälzische Landesregierung. 2023 sogar für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Da nutzte er die Gelegenheit, beim Empfang mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesministern zu sprechen, dass die Spenden für die Ahr nicht noch besteuert werden sollten. Er wünschte aber trotz allem ein fröhliches Weihnachtsfest, viel Mut zum Aufbau und einen entschlossenen Blick nach vorne.