Bild: Armin Seibert / KHS

Kirn/Bad Kreuznach. Eine interessante Premiere gab es beim Start der 39. Auflage des Brotpfennig-Marathonlaufs am Samstag in Kirn: Sparkassendirektor Holger Wessling feuerte den obligatorischen ohrenbetäubenden Startschuss aus der Vorderladerpistole ab und lief gleich dann selbst los an der Spitze von etwa 30 erprobten Marathonis. Dazu gehören Wessling und seine Frau Luzia Liu selbst – waren sie doch vor drei Wochen beim weltgrößten Marathon in New York erfolgreiche Finisher. Die ganze 43,195 Kilometer lange Wegstrecke absolvierten sie nicht, so wie es ein gutes Dutzend Unentwegter bei teils eisigem Wind erneut schafften.

Marathon ist nie selbstverständlich

Nein, es ist und bleibt keine Selbstverständlichkeit, von Kirn über Hochstetten-Dhaun, Martinstein, Merxheim, Bad Sobernheim (Pause), Staudernheim, Boos, die Weinbaudomäne mit der „Bergankunft“, über den Stauseedamm Niederhausen, Norheim, Ebernburg und die Roseninsel ins Ziel an der Ecke Mannheimer Straße/Rossstraße zu laufen. Wer mal zwei Stunden joggt, hat eine Vorstellung was es wert ist, für die gute Sache eine Marathondistanz abzuliefern. Selbstverständlich ist das nie, auch wenn Passanten in der Fußgängerzone beim voradventlichen Einkaufsbummel den Eindruck hatten: Das ist doch locker für die, die sind das gewohnt. Am Ende mussten sich die Läufer noch „durchschlängeln“.

Locker ist die ganze Veranstaltung nur für oberflächliche Betrachter, denn es steckt weit mehr dahinter. Ein knappes Dutzend Bäckereien um Innungs-Obermeister und Kreishandwerksmeister Alfred Wenz backen und liefern leckere Brote, Stollen, Kuchen, Lebkuchen. Und ein Team freiwilliger Helfer um den früheren Landrat Franz-Josef Diel verkaufen die Backwaren von morgens bis abends im zugigen Pavillon. „Es war ein gutes Verkaufsgeschäft,“ zog Diel Bilanz, ehe es ans Abbauen ging. Alles gut gegangen, keiner musste Hilfe des mitfahrenden DRK in Anspruch nehmen, niemand unterwegs aufgeben. Der frühere HWK-Geschäftsführer Gerhard Schlau und Manfred Lorenz als Verpflegungsstation „to go“ waren auch von früh morgens bis spät abends unterwegs.

40. Auflage soll ein Fest werden

Und jetzt ist sozusagen nach dem Brotpfenniglauf vor dem Lauf. Der soll bei der 40. Auflage etwas ganz Besonderes werden, kündigte Alfred Wenz beim Start an. Dazu wünscht er sich (sozusagen zu seinem eigenen 70. Geburtstag) ein Zusammenspiel der langjährigen Groß-Sponsoren Sparkasse Rhein-Nahe und Volksbank Nahe Hunsrück. Freuen auf eine gelungene und auch öffentlichkeitswirksame Veranstaltung dürfen sich wie immer Institutionen, die sich meist ehrenamtlich um notleidende oder kranke Mitmenschen kümmern. In diesem Jahr soll der Erlös der Veranstaltung, die im Laufe der Jahre über 350 000 Euro eingebracht hat, fließen an das Eugenie Michels Hospiz in Bad Kreuznach, an die ambulante christliche Hospizbewegung, an die Soonwaldstiftung und an die Star-Drivers, die Rollstuhlhockeymannschaft bei der Diakonie.

Sie alle sind auf großzügige Unterstützung angewiesen, um ihr segensreiches Wirken zu finanzieren. Herbert Wirzius von der Soonwaldstiftung berichtete uns von erneut sieben neuen Unterstützungsfällen für schwerkranke Kinder. Heidi Müller, Teamleiterin der Stardrivers, erzählte, dass allein für das anstehende Auswärtsspiel in München rund 5000 Euro gebraucht werden. Die drei „Drivers“ Clemens Franzmann, Martin Marsh und Sylvia Konopka waren mit Abteilungsleiterin Müller zum Zieleinlauf angereist, Clemens war mit seiner Mutter sogar beim Start dabei, um die Verbundenheit mit den Läufern zu dokumentieren.

Mit 77 Lenzen wieder dabei

Für die gute Sache quälte sich auch Hauptgeschäftsführer Martin Partenheimer von der Kreishandwerkerschaft über die komplette Strecke so wie Ultra-Langläufer Rene Spindler oder Dauer-Teilnehmer Rafael Vogel. Auch Lauftherapeutin und Senioren-Nationalteam-Läuferin Elisabeth Springer war dabei. Die 77jährige kam zwar als erste ins Ziel, hatte aber nach dem Start in Sobernheim eine Mitfahrt genutzt. „Sonst hätten die jungen Männer immer auf mich warten müssen,“ scherzte sie.

Spaß gehört auch dazu

Ja, bei allem Ernst der Benefizaktion gehört der Spaß immer mit dazu. Da hört man oft von weitem die schallende Stimme von Alfred Wenz, der Backwaren lautstark anpreist. Auch VG-Bürgermeister und Soonwaldkicker-Chef Thomas Jung ist stets an vorderster Front dabei, kleidete wieder etliche Startläufer in Kirn in die Fußballtrikots seines Kickerteams und lief gewohnt locker mit bis Sobernheim, verabschiedete sich dann in die Sauna. Siehe: Man kann auch mit Teilstrecken Gutes bewirken. Wer einen Glühwein auf die einst von Bäcker Heiko Heintz erfundene Aktion trinkt, einen handwerklich hergestellten Stollen für die gute Sache erwirbt, der hilft nachhaltig in der Region für benachteiligte Mitmenschen in der Region.