Bild: Armin Seibert / KHS

Bäckerinnung tagt im Dreiländereck und schmiedet Pläne – Hilfsaktionen fortsetzen aber auch Feste feiern und Zukunftsthemen beackern  

Rudolfshaus. Passend zum Tagungsort Forellenhof im „Dreiländereck“ in Rudolfshaus, wo die Kreise Bad Kreuznach, Birkenfeld und Rhein-Hunsrück zusammentreffen, diskutieren die Bäcker um Obermeister und Vorsitzenden Kreishandwerksmeister Alfred Wenz (Bundenbach) bei ihrer Innungsversammlung viele wichtige Themen weit übers Backen hinaus. Die Bäckerinnung Rhein-Nahe-Hunsrück besticht seit Jahren mit ihrer überregional beachteten Öffentlichkeitsarbeit. Ein Höhepunkt war die Neujahresbrezelaktion mit Bundespräsident Walter Steinmeier.

Aber man will nicht nur Gutes tun, wie es die Aktion Brotpfennig (im 40. Jahr mit fast 350.000 Euro Spendenaufkommen) oder die Ahrhilfe eindrucksvoll bewiesen haben. Marketingprofi Alfred Wenz, der auch im großen Bäckerverband West die Öffentlichkeitsarbeit begleitet, und seinen Vorstandskollegen geht es um nachhaltige innungsübergreifende Zusammenarbeit. Ein Thema sind hier die Berufsschulstandorte in der Region. Dort zeichnet sich nicht nur bei den Bäckern eine Tendenz zum Blockunterricht abzeichnet. Hier müsse man zügig Einigungen erzielen, ehe die ADD kurzerhand die Neuausrichtung beschließe. Aus der Diskussion im Forellenhof ergab sich spontan eine konkrete Verbesserung etwa bei theoretischen Abschlussprüfungen für Migranten mit Sprachproblemen. Kurzerhand bot sich Fachlehrer Gerhard Russ an, Prüflingen als Dolmetscher beizustehen.  So könne man auch in anderen Berufen Aspiranten helfen, die im Praktischen zwar sehr gut sind, aber durch Sprachprobleme vor unüberwindbaren Theorie-Hürden stehen.

Bäcker haben bei der Energiepreisexplosion bei Strom und Gas krasse Auswirkungen hinnehmen müssen. Daher sind Energiepreiskalkulationen mit spitzem Bleistift sinnvoll. Geschäftsführer Henning Funke, eigens vom Verband West aus Düsseldorf über 220 Kilometer weit angereist, warb für die Nutzung der Verbandsprofis in Sachen Energieberechnung. Sie   helfen darüber hinaus bei der Nachkalkulation der mitunter fehlerhaften Abrechnungen nach dem Durcheinander mit der Energiepreisbremse.

Vermehrte und verbessere Hilfestellung für Betriebe will darüber hinaus die Kreishandwerkerschaft (KHS) um Geschäftsführer Martin Partenheimer bieten. Dessen Werben um einen finanziellen Marketing-Zusatzbeitrag ab kommendem Jahr wurde von Funke massiv unterstützt. Es sei der richtige Weg, transparent vorzugehen und sich ein Budget dafür zu besorgen. Es gelte, frühzeitig Zukunftsstrategien zu entwickeln und die KHS als Dienstleister als eine Art Einkaufsgenossenschaft (für Workshops etc.) auszubauen.  Da sei die KHS im Vergleich zu anderen Regionalverbänden auf dem richtigen Weg.

Unabhängig von spartenübergreifender nachhaltiger Handwerksentwicklung wollen die Bäcker ihre gut eingeführten Aktionen fortführen und in diesem Jahr noch steigern. Das gilt zum Beispiel für den Brotpfenniglauf – ein Marathon von Kirn nach Bad Kreuznach. Der Lauf soll in der 40. Auflage alles dagewesene toppen. Sponsoren werden frühzeitig angesprochen, eine Staffel soll es erstmals geben, und vor dem traditionellen Brotpfennig-Backwarenverkauf in der Kreuznacher Fußgängerzone (30. Und 31. Oktober) feiern die Bäcker am Samstag, 26. Oktober, einen Bäckerball im Kurhaus. Das ist nebenbei noch eine „Nachfeier“ des 125. Geburtstags, den die frühere Bäckerinnung des Kreises Bad Kreuznach 2023 hätte feiern können. Aber das war im ohnehin eng getakteten Terminkalender nicht noch unterzubringen.

Mit Stolz erwähnte Kreishandwerksmeister Wenz die Spendenaktion für die Ahrflut. 25.000 Euro wurden an 25 besonders hart betroffene Menschen unbürokratisch als Bargeld übergeben. Da flossen Freudentränen. Das Geld war in kostenlos gefertigten Spendendosen gesammelt worden. Die Aktion will man wiederholen, denn die Not nicht nur an der Ahr ist groß. Wie wichtig diese Hilfsaktionen sind, das sei bei der Spendenübergabe für den Brotpfenniglauf an vier heimische segensreich wirkende Institutionen deutlich geworden, betonte Wenz. Jede erhielt 2.500 Euro.

Wenz rief seine Kollegen dazu auf, möglichst zahlreich an den wichtigen Brot- und Brötchenprüfungen teilzunehmen. Wie 2023 mit Erfolg auf dem Kreuznacher Kornmarkt will man 2024 – diesmal am 23. Mai auf dem Schlossplatz in Simmern – in aller Öffentlichkeit zeigen, was Bäckerqualität ausmacht. Ein gemeinsames Grillfest der Bäcker- und Fleischerinnung am 25. August am Fuße des Disibodenberg ist als ein wichtiger Schritt zur Zusammenarbeit geplant.   Diesbezüglich gibt es viel zu tun. Netzwerke sollen entstehen, die die KHS über die reine Verwaltungsarbeit hinaus stärker machen sollen. Digitalisierung, künstliche Intelligenz oder das Generieren von Fördergeldern für überregionale Projekte stehen im regionalen Handwerk neben der buchstäblich wichtigen Meisterschaft künftig mit oben auf der Themenliste. Jedenfalls wollen Bäcker und Handwerker nicht nur kleine Brötchen backen, sondern nachhaltige Strategien entwickeln und Durchhaltevermögen beweisen. „Fachkräfte finden und binden“ war Thema des ersten Workshops, den KHS-Geschäftsführer Martin Partenheimer in Anlehnung an seine frühere berufliche Tätigkeit initiiert hatte. Weitere werden folgen. „Das bringt Vorteile für alle,“ sagt Partenheimer.