Bild: Die Schuhe sollen demnächst fertig gemacht werden. Wer kann helfen? Das Meisterstück von 1953 von Günther Petermann ist noch unvollendet. Von links: Martin Partenheimer, Vera Tullius, Gerhard Schlau und Günther Petermann. (Bild: Armin Seibert/KHS)

Platin-Meisterbrief für Günther Petermann

Bad Kreuznach. Beim harmonischen traditionellen Sommerfest der Handwerkersenioren gab es diesmal eine besondere Ehrung. Schuhmachermeister Günther Petermann (91) wurde mit dem Meisterbrief in Platin geehrt. Diese sehr seltene Auszeichnung wird verliehen für 70-jährige Handwerker-Meisterschaft. Der damals 21-jährige in Boos geborene Schuhmacher hat 1953 seinen Meisterbrief erhalten. Seine damaligen Meisterstücke hatte er beim Fest, das wie schon gewohnt auf dem Gelände der Familie Tullius am Wahlsberg gefeiert wurde, kurzerhand mitgebracht. Die Schuhe waren allerdings nicht fertig – das durften sie auch nicht, denn die Meisterkommission wollte auch die Arbeitsweise nachvollziehen können. Günther Petermann sagte bei der Verleihung des Platin-Briefs durch HWK-Hauptgeschäftsführer Martin Partenheimer, dessen Vorgänger Gerhard Schlau und die Gastgeberin und Leiterin des Seniorenkreises, Vera Tullius, er suche einen Fachmann, der die Schuhe fertigmacht. Das griff Martin Partenheimer gerne auf. Also: Wer kann das Meisterstück von Günther Petermann vollenden? Petermann war in Bad Kreuznach sehr bekannt, hatte seine Werkstatt in der Riesengasse am Kornmarkt. Auch als Fachmann für Zierfische war er stadtbekannt. Heute wohnt der gebürtige Booser in Hargesheim. Mit Petermann feierten fast 50 Handwerksmeister und -meisterinnen und Partner bei Tullius in froher Runde. Dazu gehörte die Musik, die Akkordeonspieler und Metzgermeister Karl-Hans Becker mit seinen Mitstreitern darbot.

Die kam bei den Senioren ebenso gut an wie die Zauberschau von „Atschy Hankir“, der sich aus dem Publikum gerne Assistenten holte und mit seiner Zauberkunst beeindruckte. Aus einem brennenden Pizzatopf flatterte Kakadu „Coco“ und zeigte, was er kann. Auch scheinbar verschwundene und flugs wieder aufgetauchte Ringe, Handys oder Münzen ließen das Publikum staunen.

Etliche Stunden saßen die heimischen Senior-Handwerker, die jahrzehntelange handfeste Erfahrung vorweisen können, gut gelaunt und lecker verpflegt zusammen. Seit 11 Jahren führt Vera Tullius die Seniorenvereinigung, die scherzhaft als „27. Innung“ firmiert. Einmal im Monat trifft sich der illustre Kreis, der einst von 13 früheren Handwerksmeistern um Fritz Metzger als reiner Männerclub gegründet worden war. Mitmachen kann, wer Handwerksmeister (oder Meisterin) war und seinen/ihren Betrieb inzwischen abgegeben hat. Entsprechend hoch ist der Altersdurchschnitt im Fachleutegremium, das in dieser Form in Rheinland-Pfalz einmalig ist. Weil die Ausflüge und Feste meist gut besucht sind und eine gute Stimmung herrscht, werden gerne offizielle Ehrungen wie diesmal der Platinbrief für Günther Petermann in diesem Rahmen überreicht.