In der Holzwerkstatt der Berufsbildenden Schule Bad Kreuznach wird gesägt, gebohrt, geschmirgelt und verleimt: Tischlerlehrlinge zeigen bei der Zwischenprüfung nach bis dahin 18monatiger Ausbildung in Handwerksbetrieben, was sie gelernt haben. Ihre Aufgabe: Sie sollen in sechsstündiger Arbeit aus massivem Buchenholz eine Hutablage anfertigen. Das Material haben sie mitgebracht, doch die Liste verriet noch nicht, was damit angefertigt werden soll. Genauigkeit und professioneller Umgang mit den Werkstattmaschinen wird vorausgesetzt. Anhand der vorgegebenen Zeichnung gilt es, die Maße millimetergenau auf das Holz zu übertragen und dann an den Maschinen umzusetzen, eine einwandfreie Oberfläche des Werkstücks zu präsentieren. Mit den Ergebnissen zeigt sich der Prüfungsausschuss um Vorsitzenden Marc Spira recht zufrieden, wenn auch beim genauen Betrachten der Werkstücke im Detail dann doch deutliche Unterschiede bei der maßgerechten Ausfertigung ins Auge fallen. Und ein bisschen Stress war die Zeitvorgabe für den ein oder anderen auch. Sechs Stunden klingt komfortabel, kurz vor Abgabeschluss gab es aber bei einigen doch „dicke Backen“ wie der Prüfungsausschuss es formuliert. Die Anstrengungen der Lehrlinge haben sich am Ende gelohnt, denn alle zeigten ihr Können. Sie haben souverän ihre praktische Zwischenprüfung bestanden! `Die Azubis können stolz auf sich sein, kommt vom Fachlehrer Markus Berger.

Zwischenprüfung heißt beim Tischlerhandwerk indes noch nicht, dass sie in Abschlussbewertungen einfließt wie bei anderen Gewerken. Sie ist lediglich ein Anhaltspunkt für Azubis und für die Ausbildungsbetriebe, wie es um die Aspiranten steht. Zuerst im theoretischen Teil der Prüfung, an einem skizzierten Kundenauftrag. Danach im praktischen Teil, der die handwerklichen Fähigkeiten abprüft, wie das Erstellen einer Zapfenverbindung. Bei der Gesellenprüfung wird es anspruchsvoller, da sind etwa Scharniere mit Türen und auch Schubladen mit im Prüfungs-Programm. Wer hier mit Gesellenstücken sehr gut abschneidet kann beim Projekt „die gute Form“ in höheren Gefilden mit Kreativität Furore machen. Hier machen öfter auch weibliche Azubis von sich reden. „Sie wissen, was sie wollen,“ sagt Marc Spira. Einige streben nach der Lehre ein Innenarchitektur-Studium an – da ist die Tischlerlehre eine ideale Basis.

Eine gute Ausbildung ist wichtig! Wie in den meisten anderen Handwerksberufen sind auch im Tischlerhandwerk gute Gesellen gesucht und Mangelware. Das breite Arbeitsfeld der Tischler/ Schreiner bietet viele Herausforderung und spannende Möglichkeiten sich zu verwirklichen. Egal ob man als Praktikant, Lehrling oder gar Quereinsteiger den Weg findet, es wartet eine sichere Zukunft auf die morgigen Gesellen und Meister. Nach einer erfolgreichen Lehre ist die Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis meist kein Problem, ob in kleinen oder großen Werkstätten. Das Handwerk war und ist ein krisensicher Job.

Bei der Prüfung standen die Prüfungsausschussmitglieder BBS-Lehrer Markus Berger (er ist für den theoretischen Unterricht zuständig) und Werkstattleiter Jörg Hachenthal den Prüflingen mit Rat und Tat zur Seite.  Dabei ist auch Schreinermeister Nico Müller (Bad Kreuznach). Unterstützt durch Schreinermeister Christian Lüttger (Windesheim), der als Lehrlingswart die Ausbildung begleitet. Lüttger hatte einst bei Franz Josef Spira, dem Großvater von Marc Spira in Hargesheim seine Lehre begonnen.

Marc Spira hatte 2022 den Prüfungsvorsitz von Walter Kielburger übernommen. Er engagiert sich seit sieben Jahren im Gesellenprüfungsausschuss. Ausbildung wollen alle: Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte. Die ehrenamtlichen Fachleute sorgen dafür, dass aus Anfängern gestandene Gesellen werden.